Wie wir morgen bauen

Die Baubranche boomt trotz Corona-Krise: Die Umsätze sind so hoch wie noch nie. Doch der Klimawandel wird zu einer der größten Herausforderungen.

München Rosige Zukunftsaussichten stehen der Baubranche bevor, denn sie boomt auch trotz Pandemie. Der Umsatz im Bauhauptgewerbe hat in Deutschland im Jahr 2020 mit einem Plus von 6,6 Prozent auf annähernd 100 Milliarden Euro ein neues Allzeithoch erreicht. Doch wie wird das Bauen in der Zukunft aussehen?

Klimawandel Als größte Herausforderung für das Bauen in der Zukunft gilt der Klimawandel, wie eine Studie nun zeigt. Der Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft (ZKR) hat nun seine Empfehlungen an Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft vorgestellt. Diese basieren auf der Studie "Constructing out Future. Planen. Bauen. Leben. Arbeiten" der Prognos AG, dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) sowie dem Leonhard Obermeyer Center der Technischen Universität München.

Der Bau und Betrieb von Gebäuden und Infrastrukturen ist für 40 Prozent der deutschen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Doch das Ziel ist es, bis 2050 klimaneutral zu werden. Wolfram Hatz, Vorsitzender des Zukunftsrats der Bayerischen Wirtschaft, forderte „Unsere Aufgabe ist es zuallererst, den Gebäudebestand von heute an die Anforderungen von morgen und übermorgen anzupassen.“In Bayern sind mehr als Dreiviertel der Wohngebäude 30 Jahre und älter. Für diese Veränderung sind Mehrinvestitionen, vor allem in klimafreundliche Technologien, erforderlich. Diese schätzt der Rat auf über 366 Milliarden Euro bis zum Jahr 2050.

Ressourceneffizienz Der Baubedarf in Deutschland wächst, also werden auch mehr Rohstoffe benötigt. Wolfgang Hatz sieht deswegen in der Ressourceneffizienz eine weitere Möglichkeit: "Auch am Bau werden die Ressourcen immer knapper und damit teurer. Zugleich ist unsere gebaute Umwelt aber auch ein riesiges Rohstofflager." Der Bestand umfasst fast mehr als 40 Milliarden Tonnen und steigt jedes Jahr um zehn Tonnen pro Kopf in Deutschland. Der Zukunftsrat prognostiziert deswegen, dass die Kreislaufwirtschaft am Bau und das Recycling der Baumaterialien immer wichtiger wird. Das Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, dass Abfälle möglichst vermieden oder sonst wiederverwendet werden. Etwa 218 Millionen Tonnen an Abfällen fielen dem aktuellsten Bericht der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau im Jahr 2018 an. Boden und Stine verursachten 130 Millionen Tonnen, Straßenaufbrüche knapp 60 Millionen Tonnen und Bauschutt etwa 14 Millionen Tonnen an Abfällen.

Digitalisierung Auch die Digitalisierung ist eine weitere Herausforderung für die Branche. In Deutschland gibt es etwa 40 Millionen Gebäude, etwa die Hälfte davon entfällt auf Wohngebäude. Hatz sagt dazu: "Wir brauchen eine Datenbank für ein umfassendes digitales Abbild unserer Bauwerke über den gesamten Lebenszyklus hinweg." Wenn man wisse, wie der Bauzustand und die Bausubstanz sei, könne man konkret planen und bei einer Sanierung das Beste daraus machen.

Serielles Bauen Heutige Bauten werden meist individuell auf die Personen zugeschnitten. Hatz regt zu einem Umdenken an: "Wir müssen weg vom "Maßanzug" und zumindest Gebäudeteile mehr "von de Stange" beziehen. Wenn man Gebäude effizienter und kostengünstiger errichten oder sanieren wolle, müsse man beim seriellen Bauen mit industriell vorgefertigten Modulen nach dem Baukastenprinzip arbeiten.

Automatisierung Eine zunehmende Automatisierung am Bau würde auch helfen, einer weiteren Herausforderung - dem Fachkräftemangel - entgegenzuwirken. Nach Berechnungen werden bis zum Jahr 2030 im Baugewerbe etwa 210 000 Arbeitskräfte fehlen. Technische Lösungen werden dem Zukunftsrat zufolge gebraucht, um den Beschäftigten auf dem Bau die schwere Arbeit abzunehmen.

Bildung Um diese Technologien nutzen zu können, sieht Thomas Hofmann, Co-Vorsitzender des Zukunftsrats der Bayerischen Wirtschaft und Präsident der TU München, als einen wichtigen Partner die Universitäten. "Es ist wichtig, junge Leute neu abzubilden. Gleichzeitig dürfen aber auch nicht die 300 000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Baubranche vergessen werden, die heute schon aktiv sind." Dafür sieht Hofmann es als Möglichkeit, dass Universitäten die angehenden Bauingenieure und Bauingenieurinnen mit einem neuen Profil ausbilden und für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen Fotbildungen an Universitäten ermöglichen. Das Ziel ist es, die aktuelle sowie neue Generation mit den notwendigen Kenntnissen und Fähigkeiten auszustatten, um die Zukunft des Bauens zu verändern.

Quelle: Königsberger Zeitung, 28. Juli 2021, von Susanne Klöpfer

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