Winfried Kretschmann zollte dem Kirchheimer Unternehmer Respekt – für seine Arbeit und für seine Leidenschaft.

Einen flammenden Appell zugunsten der Kreislaufwirtschaft hat der Kirchheimer Unternehmer Walter Feeß an Ministerpräsident Winfried Kretschmann gerichtet. Es gebe immer noch zu große Vorbehalte gegen Recyclingbaustoffe, sagte der Träger des Deutschen Umweltpreises 2016 in seinem Kirchheimer Kompetenzzentrum, das er zu Schulungszwecken gebaut hat. Natürlich besteht es zu 100 Prozent aus R-Beton.

Was Walter Feeß umtreibt, ist der Umweltgedanke: „Mineralische Abfälle in die Kreislaufwirtschaft zu bringen, leistet einen großen Beitrag zum Umwelt und Klimaschutz.“ Gewinnmaximierung steht bei ihm nicht im Vordergrund. „Meine Eltern haben mit Schaufel und Pickel angefangen. Wir sind jetzt zwar etwas größer geworden. Aber den Betrieb zu erhalten, ist uns wichtiger als der größtmögliche Gewinn.“
Der „Gewinn“ für die Umwelt steht für ihn über allem anderen: „Wir müssen die natürlichen Ressourcen schonen. Klimaschutz dürfen wir nicht nur fordern, wir müssen ihn auch umsetzen.“ Deswegen bezeichnet Walter Feeß vorhandene Gebäude als „die größte Rohstoffquelle der Zukunft“. Wenn man es richtig macht, seien 70 bis 80 Prozent der Materialien eines alten Gebäudes wieder verwertbar. „Aus alten Gebäuden lassen sich also neue herstellen. Wenn man das Material ortsnah aufbereitet, lassen sich auch noch Millionen von Lkw-Kilometern einsparen.“

Das nachhaltigste Wohngebäude 

Die Kreislaufwirtschaft macht also auch das Bauen günstiger. Gerade für die Schaffung von Wohnraum sei das ein wichtiger Aspekt. Architekt Steffen Klingler berichtete in diesem Zusammenhang vom „nachhaltigsten Wohngebäude Deutschlands“, das er in Weinstadt-Beutelsbach erstellt hat – aus Recyclingmaterial: „Es geht dabei aber nicht nur um die Kreislaufwirtschaft. Es geht um das Erzeugen und Speichern von Energie. Wenn man das richtig umsetzt, wird so ein Gebäude aus sich selbst heraus wirtschaftlich.“ Als Abbruchunternehmer lobte Walter Feeß zusätzlich die Tatsache, dass dieses Gebäude ohne Isolierung auskommt: „Die Isolierung ist ein großes Problem beim späteren Rückbau. Solche Gebäude sind also ein Stück Zukunft. Wir haben da einen Teil der Lösung für unsere globalen Probleme.“ Auch seinen eigenen Recyclingpark in Kirchheim will Walter Feeß bis 2030 komplett CO2- und energieneutral gestalten. Schon jetzt sei der Betrieb nahezu autark – durch PV-Anlagen, eine große Regenwasserzisterne und eine Holzhackschnitzel-Anlage: „Unser Standort spart jedes Jahr fast 5 000 Tonnen an CO2 ein.“
Eine Diskrepanz gibt es dennoch: „Die Baustoffverwertungsquote lässt sich um bis zu 200 Prozent steigern. Dafür braucht es aber neue Sortieranlagen – und die brauchen Platz:“ In diesem Fall sei aber der Landschaftsverbrauch eine wertvolle Investition: „Jeder Quadratmeter für einen Recyclingbetrieb wird der Umwelt hundertfach zurückgegeben.“ Gerade am Rand von Ballungszentren müssten Aufarbeitungsflächen entstehen, um ortsnah Recyclingbaustoffe herstellen zu können. Walter Feeß brachte sich auch selbst als Berater ins Spiel: „Ich bin gerne bereit, mein praktisches Wissen der Landesregierung und dem Umweltministerium zur Verfügung zu stellen.“

„Recycling ist keine Last“

Winfried Kretschmann zollte dem Kirchheimer Unternehmer Respekt – für seine Arbeit und für seine Leidenschaft. Die „Bewerbung“ als Berater griff er gleich auf und lud Walter Feeß ein, beim nächsten Strategiedialog zum Thema Bauwirtschaft und Wohnungsbau seine Erfahrungen weiterzugeben. Dass er selbst gut aufgepasst hatte, zeigte sich beim Fazit des Ministerpräsidenten: „Recycling ist keine Last, sondern ein Vorteil beim Bauen.“ Die Klimaneutralität, die Walter Feeß anstrebt, liege im Trend: „Bei allen Gesprächen, die ich zur Ansiedlung von Firmen mit Zukunftsideen führe, geht es um dieses Ziel.“

Text: Andreas Volz/Teckbote, Alte Häuser als Rohstoffquellen nutzen, vom 22.01.2022

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